Agneta Sjöberg begrüßt Sie recht herzlich.
Warum?
Das werde ich oft gefragt. Ausgerechnet Krimis - kannst du nicht mal was anderes schreiben?
Das Faszinierende an Krimis ist, dass man in diesem Genre alles einfließen und/oder aufgreifen kann, was die Gesellschaft bewegt. Mord ist dabei nur ein Punkt - es geht um Strömungen, die sich auf das Leben der Menschen auswirken. Zum Beispiel das permanente Gefühl ungerecht behandelt zu werden, von manchen Dingen ausgeschlossen zu sein. Solche Empfindungen nähren mitunter einen tiefen Groll, der sich ein Ventil sucht.
Natürlich muss das nicht immer Mord sein - aber ich beschreibe gern Charaktere in denen "es brodelt", Menschen, die von Kindesbeinen an in Schwierigkeiten geraten sind, sich das aber nicht erklären können - oder es gar nicht wollen.
Ein jeder hat eigene Strategien mit sich und seinen Belastungen oder Verletzungen umzugehen,. Das reizt mich, genauer hinzusehen und meine Recherche in einem Krimi zu verarbeiten. Enttäuschte Liebe? Falsche Erwartungen an andere? Das Gefühl alleingelassen worden zu sein?
Die Reaktionen von Menschen auf problematische Entwicklungen sind vielfältig, unterschiedlich - und manchmal überraschend im positiven wie negativen Sinn.
Es gibt Menschen, die klopfen dem, der sie verbal oder tätlich verletzt hat auf die Schulter, schaffen den Konflikt mit einem gemeinsamen Glas Bier, Wein oder einem Kaffee aus der Welt - bevor daraus ein belastenden Problem entstehen kann. Beide Seiten gehen entspannt ihrer Wege.
Manch einer ertränkt sein Problem an der Bar - geht nach Hause, wacht mit Kopfschmerzen auf - und beginnt dennoch unbelastet einen neuen Tag. Ein anderer verhakt sich in Schuldzuweisungen an andere, sinnt auf Rache - und setzt sie in einer Gewalttat um. Konfliktlösungsstrategien zu entwickeln, ist nicht einfach - Kompromissbereitschaft ist gefragt.
Als Autorin interessiere ich mich für die Gründe, die jemanden dazu bewegen, einen anderen zu töten. Seine Rechtfertigungen für die Tat, seine Argumente für den gewählten Weg.
Denn - anders als bei einer Beleidigung, einer Verleumdung, einerleichten Körperverletzung - gilt bei einer Tötung oder einer Ermordung: Sie kann nicht zurückgenommen werden. Dieser Punkt der Endgültigkeit, Unwiderruflichkeit beschäftig mich dabei besonders. Wie gehen Täter und Angehörige des Opfers damit um?
So gehe ich mit offenen Augen und Ohren durch die Straßen und finde dort meine Themen für die nächsten Fälle, die Luna und Alban bearbeiten werden.